Schwedische Forscher stellen Wert stark in Frage – Zwillinge durch Folsäure

Ein von vielen Schwangeren zur Verhinderung von Missbildungen ihres Babys eingenommenes B-Vitamin begünstigt nach Untersuchungen schwedischer Wissenschaftler Zwillingsgeburten. Das zur Verhinderung der Wirbelsäulendeformation Spina Bifida von vielen schwangeren Frauen eingenommene B-Vitamin Folsäure sorge für einen deutlichen Anstieg von Zwillings Schwangerschaften, meldet die britische Fachzeitschrift „New Scientist“ in ihrer jüngsten Ausgabe.

Demnach brachten seit 1994 in Schweden 2,8 Prozent aller Frauen, die Folsäure einnahmen, Zwillinge zur Welt. Damit lag die Zahl der Zwillingsgeburten bei ihnen fast um das doppelte über dem statistisch üblichen Wert der Durchschnittsbevölkerung.>

Das Forscherteam um den Wissenschaftler Bengt Kallen stellt daher die These auf, die Nachteile einer obligatorischen Einnahme von Folsäure könnten ihre Vorteile überwiegen. Laut ihrer Modellrechnung würde die Einnahme von Folsäure durch 30.000 Frauen in Schweden 225 zusätzliche Zwillingspärchen zur Folge haben.

Diese 450 Kinder hätten – wie bei Zwillingen üblich – ein statistisch wesentlich höheres Risiko, zu früh, mit zu geringem Gewicht oder mit Lähmungen auf die Welt zu kommen. Gleichzeitig würden durch die Folsäure-Gabe jedoch nur vier bis fünf Fälle von Spina Bifida verhindert, so die Forscher.

Folsäure – durchaus wertvoll gegen Homocystein und damit gegen Gefäßverkalkung – wird etwa in den USA generell Getreideprodukten zugesetzt.

Flut von Mehrfach Geburten

In den USA ist die Zahl von Zwillingsgeburten zwischen 1980 und 1997 um 42 Prozent gestiegen, die Drillings- und weitere Mehrfachgeburten sogar um 370 Prozent, so das Center for Disease Control and Prevention in Atlanta. Hauptgründe dafür sind allerdings Hormonbehandlungen und die In-vitro-Fertilisation (IVF).

Gesundheitsökonomen haben jüngst bei einem Kongress in London mit den selben Argumenten wie die schwedischen Forscher vor einer regelrechten Flut von Mehrfachgeburten gewarnt. Diese machten nämlich häufig kostspielige medizinische Betreuungen notwendig und führten zu enormen Folgekosten, die kein Gesundheitsund Sozialsystem langfristig verkraften könne. Die Fachleute fordern deshalb ein radikales Umdenken bei Fertilitätsbehandlungen. Gedacht ist dabei vor allem an eine Limitierung der Embryonenzahl, die Frauen bei der IFV eingesetzt werden (in Großbritannien etwa von drei auf zwei pro Eingriff). Einzelne Experten verlangen sogar, dass auch Hormonbehandlungen verboten werden.

http://www.wienerzeitung.at/themen_channel/wzwissen/mensch/203018_Zwillinge-durch-Folsaeure.html